Ja, ich habe nicht nur Titten fotografiert, auch wenn hier und da der Eindruck entstehen könnte.
Mit Titten verdient man eigentlich nur Geld, wenn man selber welche hat, also habe ich mich auf den zweiten Fetisch von Männern konzentriert. Nein, nicht Bier, sondern Autos.
Grundsätzlich haben mich die Dinger technisch schon immer interessiert und da snd wir eigentlich schon wieder bei einem Punkt, den ich schon mal erwähnte. Nämlich die Beschäftigung mit dem Thema an sich. Und ich wiederhole es : Man muss nicht in die Fußstapfen von Ferdinand Porsche treten, um Autobilder zu machen. Es reicht bisweilen sie einfach schön zu finden, aber wenn man in dem Bereich der Autofotografie Bestand haben möchte, ist es mehr als hilfreich, sich mit einem gewissen technischen Background an die Sache zu begeben.
Spaß macht es allenthalben, aber fürs Spaßhaben bezahlt einem kein Automagazin oder Automobilhersteller etwas. Ist nüchtern betrachtet so. Was man für sich selber draus macht, steht auf einem ganz anderen Blatt dabei.
So bin an die Autos bzw. die Fotografie der Vehikel durch einen guten Freund geraten, der – damals wie heute – für alle nationalen und viele internationale Automagazine die sogenannten Spy- Cars enttarnte. Aus seiner Feder stammen die vom realen Auto nicht zu unterschiedenen Cover-Bilder, auf denen ein bisher noch nie gesehenes neues Modell der unterschiedlichsten Marken auf der Straße unterwegs ist.
Was ich mit meinen Fotos für eine Rolle spielte. Für seine Arbeit eigentlich keine, aber wie es der Zufall wollte, war ein gebuchter Fotograf für ein hausinternes Magazin des nicht ganz kleinen Automobilherstellers „Carrus Populus“ aus dem beschaulichen Städtchen namens „Castellum Lupi“ abhanden gekommen und mein besagte Freund wurde kontaktiert, ob er nicht jemanden aus der Region wüßte als fotografischer Ersatzreifen. Damit war der Fuß in der Tür und es entwickelte sich rasant zu meinem Vorteil.
Vom ersten Hybrid-SUV, über Modell-Facelifts, der rollenden Currywurst-Bude und den Classic Rallyes war alles dabei. Für namhafte Automagazine und publike Online-Portale, die sich den Sternbewährten Oberklassen-Schaukeln aus Baden-Württemberg widmeten waren mit meinen Bildern – und Artikeln – bestückt.
Und was soll ich sagen. Die skurrilsten Leute dabei waren die Besitzer von diversen Autosammlungen. Ob es nun ein Sammler von deutschen Achtzylinder-Karossen ist, oder der, dessen Vorliebe bei amerikanischen Muskel-Cars verortet werden konnte. Oder der Mann, der sich zum Erhalt seines Führerscheins in den Siebziger Jahren eine VW-Käfer-Sonderanfertigung hat in einem Plastikzelt einschweissen lassen , um ihn 35 Jahre später wiederzubeleben.
Mit einer Mischung aus gepflegter Dreistigkeit, detailorientierter Arbeit und ein bisschen Glück aus der Tüte „Zur rechten zeit am rechten Ort“ brummte der Laden.
So ergab es sich dann auch, dass ein französisches Automagazine keinen Fotografen hatte, um das 2012´er Facelift des Passat CC abzulichten. VW selber hatte immer ein wenig den Stock im Arsch, was erfrischende Automobilfotografie anbelangte und setze eher auf gepflegte Tristesse und Einheits-Plörre, aber der Franzose an sich mochte es..
So wurde mir ein Licht-Assistent zur Seite gestellt, ein Studio gemietet, das eine Grundfläche von 250 Quadratmeter und einen blütenweiße Rundum-Hohlkehle hatte. Die von fleißigen Helfern bei jedem noch kleinen Schmutzstreifen sofort neu gestrichen wurde.
Es war schon ein bisschen dekadent, dass am Set 10 Leute rumhängen, von denen mind. die Hälfte nicht mal wusste, wie man überhaupt eine Motorhaube auf bekommt , geschweige denn wußten, warum sie bei dem Termin da sein mußten. Aber der Oberguru ihrer Abteilung befahl das so und dann wird das bei VW so gemacht. Der verantwortliche Projektleiter war dabei das Paradebeispiel, dass man bei VW bei genauem Hinschauen locker über 5000 Stellen mit Leuten besetzt hat, von denen man nicht nachvollziehen konnte, warum sie dort gelandet waren.
Grund genug also für diese Leute, die ja wussten, dass sie eigentlich komplett fehlbesetzt sind, aber einen Arsch voll Geld dafür bekommen, ganz geschäftig zu tun und wichtig zu wirken. Der Mangel an wirklicher Kompetenz ging auch einher mit mit dem Mangel an Humor. Wer wichtig wirken will, lacht halt nicht.
So konnte ich es mir nicht verkneifen, beim Betreten des Sets völlig entgeistert zu fragen, wo denn nun das entsprechende Auto sei.
Kleine Anmerkung : Das Fahrzeug – siehe Bild – stand in feinstem Blau, gewienert und akkurat nach meinen Vorgaben ausgerichtet, mitten in der Hohlkehle. Vom Assistenten mit 18 Dauerlichtstrahlern á 1000 Watt Lichtleistung befunzelt.
Komplette Irritation, denn alle blickten zwischen mir und dem Passat hin und her, und fragten sich, wer jetzt die größere Macke hätte. Dessen nicht genug, setzte ich noch einen drauf, indem ich bat, das Gebilde , welches da im Set stand doch bitte gegen ein richtiges Auto auszutauschen. Mein Assistent – eingeweiht in die Nummer – fuhr den Passat raus und stellte meinen schlüpferblau-metallic Achtzylinder mit dem Stern hinein und ich und er seufzten entspannt, als endlich ein richtiges Auto zugegen war.
Sichtlich um Fassung ringend flitzte der Projektleiter hin und her, zwei Telefone im Anschlag, und versuchte seine Vorgesetzten aus der Kommunikationsabteilung zu erreichen. Dieser ist ebenfalls ein guter Freund von mir gewesen und der spielte das Spiel gleich mit und gab die Anweisung, dass jeder meiner Anweisungen zu folgen sei, da das alles so mit den Mitarbeitern des französischen Automagazin abgesprochen sei.
Wir kosteten das Ganze mit all seinen Irrwitzigkeiten ca. 1 Stunde aus, bis dann der anwesende französische Chefredakteur mit Lachkrämpfen und köstlich unterhalten, die ganze Sache auflöste. Nach einer guten halben Stunde Regenerationsphase bei den Werrksameisen aus Wolfsburg konnten wir dann beginnen.
Was soll ich sagen. Ich liebe diese Sternstunden der menschlichen Unzulänglichkeiten, in denen man die Leute so herrlich vorführen kann. Schäbig mag der eine oder andere es nennen. Ich fand’s geil.
Warum ich es jetzt nicht mehr mache? Auch wenn alle Neider und Lästerer es gerne so hätten, bin ich nirgends „rausgeflogen“, sondern es war eine individuelle und gänzlich wirtschaftlich-sachliche Lebensentscheidung, die Berufsfotografie an den Nagel zu hängen.
Dazu gibt es aber später nochmal eine gesonderte „Folge“ auf diesem Kanal.