Wir müssen nach Marrakesch…

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Das waren die Worte von Indiana Jones. Und wenn Indi das sagt, dann mach ich das auch.

Viele Geschichten erzählt man sich über die Rote Stadt am Fuße des Hohen Atlas.

Und seit den Zwanziger Jahren durch das Werbeplakat m Zusammenhang mit Antoine de Saint-Exupery ein Sinnbild für die Entdeckersehnsüchte der damaligen Zeit. Prügelt sich Dr. Jones mit schwertschwingenden Arabern und versuchte, den Nazi die Bundeslade abzujagen, war mein Aufenthalt wohl etwas seichter, aber nicht minder spannend.

Da Marrakesh in einer Talmulde liegt und ich die ruhmreiche Idee hatte im Juli nach Nordafrika zu reisen, machte gegen Abend der Saharawind dem Piloten das Landen schwer. Sehr zur Belustigung des Bordpersonals. Eher zur Aufregung der Passagiere. Warme Luft strömt eben aufwärts. Lernt man schon im Physikunterricht. Und diese Warme Luft hatte genau aufgepasst bei dem Thema. Nach drei Versuchen ließen die Jungs im Cockpit den Vogel förmlich fallen, um zum Ziel zu kommen. Wer bis dahin nicht durchgeschwitzt war, war es spätestens in dem Moment, wo man aus dem Flieger trat. Schlanke 37 Grad abends um 19 Uhr. Welcome to Marrakesh im Juli. Die Antwort auf die Frage, ob es denn nachts – von wegen der nahen Wüste und so – abkühlen würde, ließ nicht viel Spielraum für Hoffnung.

Wer noch nie bei den Weltmeistern des alltäglichen Strassenhandels war, wird in Marokko mindestens einmal deftig übers Ohr gehauen. Aber, hey, nimm’s sportlich. Wie die Marrokaner. Die werden nämlich ungehalten, wenn man nicht wild ins Handeln und Feilschen um was auch immer miteinsteigt.

Kleiner Tipp an der Stelle. Wenn man mit dem Taxi vom Flughafen in die Altstadt Marrakeschs möchte, unbedingt und mit Netz und doppeltem Boden VORHER den Preis festzurren. Andernfalls hält das Taxi nach Ermessen des Taxifahrers nach der für ihn abgegolten Entfernung irgendwo an. Nur nicht da , wo Du hinwillst. Oder Du bezahlst locker das Dreifache von dem, was vorher besprochen wurde. Achse, und wenn Du Französisch kannst, ist das immer von Vorteil.

All diese kleine Unbilden treten aber mit einem Schlag in den Hintergrund, wenn Marokko dich schluckt. Und du wirst sofort geschluckt. Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert.

Wie jedes arabische Land hat Marokko seine Gepflogenheiten. Hat sich aber einen Zauber inne, dem man nur dann entkäme, stiege man gar nicht erst ins Flugzeug.

Wenn Du mal überlegst, was Dich wissen lässt, dass du jetzt woanders bist. Da kannst Du deinen Intellekt konsultieren. Aber deine Sinne verraten es dir sofort. Das Licht ist anders. Die Geräusche. Und arabische Städte sind alles andere als leise. Es riecht komplett anders. und die Sonne und der Wind machen ein anderes Gefühl auf der Haut. Und die Luft schmeckt schon nach 1001 Nacht.

Nicht ohne Grund, spricht man „von allen Farben des Orient“, wenn es um die Vielfalt und Üppigkeit der Marktstände geht. Marokko ist zwar ein armes Land, aber die Menschen pflegen ihre Traditionen und die Lust am Essen. Selbst die einfachsten Gerichte offenbaren eine Geschmacksexplosion und an den Ständen der Gewürzhändler erleidet man fast einen Herzinfarkt ob der unterschiedlichsten Kräuter, Pulver, Kerne, Nüsse oder Knospen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Gewürze in dieser Form magische Kräfte haben. Sie können die Zeit anhalten. Denn unsere westliche, hektische unsinnliche Gesellschaft spielt dort keine Rolle. Genuss pur im Hier und Jetzt.

Begibt man sich gegen Abend auf den bekanntesten Platz in Marrakesh, den Jemaa-al-Fnaa – dem Platz der Gehängten- ist man mittendrin, statt nur dabei. Sind sonst in fernen Ländern die Sachen auf Touristen ausgerichtet, interessiert es in Marrakesh niemanden,, ob „Tourist“ da sin. Was allabendlich dort passiert, passiert immer. Für die Menschen, die dort leben.

Nach dem Ende des 18-Uhr-Gebetes, bei dem vom hohen Turm der Koutoubia-Moschee der Ruf des Muezzin verstummt, rollen auf einmal wie aus dem Nichts von überall her Stände aus ihren Tagesverstecken und binnen Minuten ist der Platz voll mit Tausenden Menschen, die dort eines gemeinsam machen. Nämlich essen. Bei uns undenkbar in der Menge, dort – auch wenn es nicht den Eindruck macht – überwacht und bestens organisiert ein abendliches Muss. Arm oder reich, Single oder Großfamilie, alle essen dort. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand hungrig nach Hause geht, liegt wohl eher bei Null. Selbst die Ärmsten der Armen werden gemäß der 5 Tugenden des Islam mit Essensspenden bedacht und wenn man sich ganz dumm anstellt – was einem schon angesehen wird, weil man ja nun mal schlicht kein Nordafrikaner ist – helfen einem die Standbesitzer mit ihren redegewandten „street Yorkern“ schnell eine Entscheidung zu treffen. Und so tingelt man von Stand zu stand – die im Übrigen alle nummeriert sind,. Hintergrund . Sollte an einem Stand etwas nicht in Ordnung sein oder die Leute dort sich abweisend verhalten, gibt es eine Art „Gewerbeaufsicht“ an den Hauptzugangswegen, die sofort zur Stelle sind, um sich der Sache nachhaltig anzunehmen.

Hygienefanatiker sterben wahrscheinlich schon beim Zuschauen. Der Umstand, dass dort ganz Marrakesh zum Essen geht, sollte aber Beweis genug sein, dass man überall sich durch die Auslagen kauen kann. Den alleine das Brot ist schon ein kulinarisches Highlight, wenn man aus dem Industriepulver-Müllbrot-Deutschland kommt.

Und noch was. Wenn Du schon in Marokko bist, dann sollte dich dein Weg auch nach Essaouira führen. Die blaue Stadt am Atlantik ist das klassische Gegenkonstrukt zur pulsierenden Orientmetroploe Marrakesch. Wie eben so ein Fischerort so ist. Den Ton gibt das Meer an und ansonsten geht alles so seinen Gang. Surfer und Kiffer kommen da gut auf ihre Kosten. Fischliebhaber aber auch.

Um in Marokko – wenn man keinen Mietwagen hat – umherzureisen, benutzt man dort gerne die gute alte deutsche Wertarbeit. Denn falls sich schon mal wer gefragt hat, wo all die alten Mercedes-Kutschen gelandet sind. In Marokko. Jede Stadt hat ihre eigne Taxifarbe. Und so wundert es einen nicht, dass in Essaouira die Taxen blau sind. In Rabat weiss., in Fes rot und In Marrakesh ocker. Die sogenannten „Petite Taxis“ sind die, die innerhalb einer Stadt fahren. Mit dem „Grande Taxi“ geht’s von Stadt zu Stadt. Und dabei kommen nie die gleichen Leute an, die zusammen losgefahren sind, denn die Taxis halten hier und dort, Leute steigen aus, andere ein. Dauert, aber so kommt der Nichtautobesitzer für nen schmalen Dirham von A nach B. Dabei ist 1 Euro ca. 10 Dirham.

Und eins noch ganz zum Schluss. Wer sich mit arabischer Lebensart, islamischer Lebensführung und Betrachtungsweise so gar nicht arrangieren kann oder mag, dem sei empfohlen, dort gar nicht erst die Reise anzutreten. Ansonsten sind Marokkaner – nicht nur weil sie auf dein Geld aus sind – extrem zugewandt und menschenfreundlich. Kommt einer näher als die germanische Armlänge an einem heran, will der nicht klauen, nein, im Orient ist man gerne dichter dran. Ach, ja, und das mit dem Alkohol. Es ist eben ein islamisches Land. Und deshalb gibt es selbst an manchen touristischen Zentren eben keine alkoholischen Getränke. Was aber auch nichts macht.

Ein absolutes No-Go in Marokko ist allerdings eine Sache. Und zwar sollest Du auf jeden Fall und unbedingt niemals etwas zu dem Thema Königshaus oder gar dem König von Marokko, Mohammed der Vi., äußern. Ich könnte hier lang und breit dazu was schrieben. Tipp ist einfach : Nicht machen!.

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