Gemäß dem Motto „Ich weiss, was du vor 20 Jahren gemacht hast“ jährt es sich nun, dass ich ins Flugzeug gestiegen bin, um ein ganzes Jahr (2004) auf der Südhalbkugel zu verbringen. Genaue gesagt in Namibia. Dass Südafrika, Botswana, Sambia und Zimbabwe und Handvoll Angola dazukamen, war nicht unbedingt abzusehen. Aber in 12 Monaten kommt man rum in Afrika.
78.000 km mit dem Auto – davon 65.000 ohne Teer unter den dicken Geländegummis. 9.000 km mit dem Sportflugzeug, denn eine Cessna mieten ist billiger und effektiver als Zeit auf vier Rädern und über Stock und Stein.
Afrika. Unendliche Weiten…usw. …Dies soll der Beginn einer kleinen, fortlaufenden Serie mit Bildern, Geschichten und Anekdoten aus fernen und nahen Ländern sein. Den einen wird es erfreuen, dem anderen bluten bereits die Ohren. Aber wenn man dort mal ein Jahr am Stück war, kann man doch so einiges ab vom Tourismus erleben und erzählen.
„Namibia……Namibia? Was macht man da, außer Urlaub?“, wird sich der eine oder andere fragen. Man kauft Autos. Schießt Antilopen grillfertig. Streitet sich mit Behörden. Fängt Leoparden. Kuschelt mit Löwen. Lässt sich von Schlangen beißen oder anspucken, von Elefanten jagen, von Pavianen mit Steinen beschmeissen. Trinkt Hektoliter Gin Tonic. Diskutiert mit Farmern. Trifft spannende und weniger spannende Menschen. Isst seltsame Sachen. Und, und, und.
Doch alles schön der Reihe nach. Immerhin sind wir ja in der Schule, nicht wahr?
Den Kenner mag es langweilen, den Unwissenden erfreuen. Namibia, einst ehemalige Kolonie Deutsch-Südwest, liegt an der Westküste des südlichen Afrikas zwischen Südafrika im Süden und Angola und ein Futz Sambia im Norden sowie im Osten an Botswana. Der Südatlantik mit dem Benguela-Strom lässt kaltes Tiefenwasser aus der Antarktis die Küste entlang strömen und ist damit auch maßgeblich für die klimatischen Verhältnisse mitverantwortlich. Weite Teile sind Wüste. Die Kalahari im Osten. Und an der Westküste, von deren Name sich der eigentliche Name des Landes ableitet, die Namib. Große, permanent wasserführende Flüsse gibt es nur an der Grenze zu Angola, den Kunene. An der Südgrenze den Oranje. Namibia ist eins der wenigen Länder Afrikas, wo man von Wüste und Halbwüste, über Savanne bis hin zu tropischen Flusslandschaften alles findet. Die bekannte afrikanische Fauna hingegen findet man nur noch in wenigen großen privaten und staatlichen Naturreservaten, vornehmlich in der Etosha-Region. Der Rest des Landes ist Farmland für Viehzucht. Das Land ist mehr als zweimal so groß wie die gesamte Bundesrepublik und dünn besiedelt. Die meisten der knapp 2,5 Mio. Einwohner leben in Ballungszentren im Norden und in der Hauptstadt Windhoek.
Dort kommt man auch mit dem Flugzeug an, wenn man sich zehn bis elf Stunden orthopädisch grenzwertigen Sitzpositionen unterworfen hat. Wenn man das erste Mal dort anfliegt, stellt man sich, wie so oft in Afrika, die Frage, ob die Jungs da vorn im Cockpit auch wissen, wo die Landebahn ist. Zwar toben da nicht wie andernorts Rinderherden über den Runway, aber rein optisch ist die immerhin über 3 km lange Bahn geschickt ins Landschaftsbild eingepasst. Öko-Tourismus rules!
Wenn man davon noch keine handtellergroßen Schweißflecken bekommen hat, spätestens dann, wenn die Kabinen-Temperatur, einem umgekehrten Eier-Abschreck-Modus folgend, der vorherrschenden Außentemperatur angepasst wird. Und man hat IMMER zuviel an, wenn man von Frankfurt aus los geflogen ist. Der Trost dabei. Ca. 250 andere Menschen haben das gleiche Problem. Allerdings das wiederum stellt auch gerne ein gewisse olfaktorische Herausforderung dar, denn niemand möchte, von aggressiv schwitzenden, übergewichtigen Endvierzigern mit Großwildjäger-Ambitionen und angehendem Alkoholproblem umringt, feststellen, dass man mit den in den blumigsten Formulierungen angepriesenen Outdoor-Klamotten deftig übers Ohr gehauen wurde. Die Teile verhindern KEIN Schwitzen! Von wegen atmungsaktiv. Man wünschte sich, dass die Dinger genau DAS jetzt nicht tun würden. So bleiben einem nämlich viele Bouquets erspart.
Schlagartig entschädigt wird man aber, sobald man die Nase in den steten Südwest-Wind hält und sofort merkt. Stopp mal! Hier ist was anders. Hier ist Afrika! Kristallklarer Himmel, der im Zenit schon frühmorgens beinahe ins Blauschwarz tendieren kann. Geräusche, die man sonst nur aus „Jenseits von Afrika“ oder „Wunderwelt der Tiere“ kennt.
Ach, dieses monoton tiefe Hudhudhud, das jeden Blick in die Savanne erst komplettiert, stammt übrigens von einem Wiedehopf. Aber das nur am Rande. Den Rest liefern häufig Turteltaubenmit ihrem pulsierenden Gegurre. in nicht endenwollender Dauerschleife.
Also Bild betrachten und Ohren auf :
Mit seinem Handgepäck schlendert man nun also von dem einzigen, sich auf dem Gelände befindenen Flugzeug, in Richtung Flughafengebäude, welches – ich schätze mal – kaum größer ist als der Braunschweiger Hauptbahnhof. Man verflucht erneut den Verkäufer im Laden mit der Canidenpratze und wünscht sich in seine alte BW-Hose zurück. Und dann macht man das, was irgendwie alle machen, die hier länger sind. Man schwitzt einfach. Zwar „saugt“ einem die geringe Luftfeuchtigkeit von unter 30 % – zum Vergleich bei uns herrschen im Schnitt gerne mal 70 bis 85 % – die Nässe schier aus den Achseln, aber, verdammt, es ist morgens um 8 Uhr schon über 30 Grad warm! Zumindest im Sommer. Also im Südsommer. Also im Januar. Ich denke, vor dem Hintergrund wird dann schnell klar, warum man klimatisch „overdressed“ ist, wenn man bei uns in den Flieger gestiegen ist.
Das erste erfrischende Getränk in der Flughafenhalle ist also noch ca. 1 Stunde oder mind. 2 namibianische Beamte und einen entscheidenden Stempel im Reisepass entfernt.
Doch das ist eine eigne Geschichte wert.
To be continued…
P.S.: Falls sich irgendjemand darüber echauffieren möchte, warum die Fotos von einem gewissen „Krisseln“ befallen sind, dem sei mitgeteilt, dass es sich um Bilder aus Digitalkameras der ersten Generation bzw. um eingescannte bzw. abfotografierte Dias handelt.