Der Schöne und das Biest

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Den Tag, an dem ich etwas darauf gebe, was andere über mich – oder besser noch – über Dritte erzählen, kann man dann rot im Kalender anstreichen.

Was mir über Modelle im Vorfeld von Shootings zugetragen wurde, wäre mindestens einen Fortsetzungsroman wert. Wenn ich in dem Zusammenhang sagen würde, dass alles frei erfunden war, wäre das auch zuviel versprochen. Denn wie jede Legende, haben da auch die Geschichten ein kleines bisschen „Kontakt“ zur Wirklichkeit.

Aber da ich generell nichts drauf gebe, bzw. ich mich im Zweifel sogar eher provoziert fühle, herauszufinden, was an den Gerüchten dran ist, hatte ich nicht „obwohl“, sondern „deswegen“ die ergebnisreichsten Shootings und einen unvoreingenommenen und privaten Umgang mit den „Damen“. Und privat meint nicht das Klischee, dass automatisch alle Ladies, die sich gerne für Fotos unbekleidet zeigen mögen, automatisch als frei verfügbare und potentielle Kopulationspartner zur Verfügung stünden.

Vielleicht habe ich genau aus dem Grund eine Art verschworene „Connection“ zu den Damen, da es schlicht um die Fotos ging? Auch hier wäre mal eine kleine Umfrage bei meinen „Ehemaligen“ sicher ganz interessant. Also Memo an mich : Eine kleine anonyme Abfrage bei meinen Musen starten. Wenn ich die Ergebnisse habe, werdet ihr es umgehend erfahren.

Eine der berühmt-berüchtigsten Modelle war seinerzeit eine Dame aus der Nachbarschaft. Ausgestattet mit dem nötigen Aussehen, kombiniert mit diebischer Freude an der Provokation, ihrem spanischen Temperament, die nötige Portion Exhibitionismus und dem gelassen dicken Fell all dem Gerede über sie gegenüber. Dass nicht alles aus dem Reich der Märchen und Mythen stammte, sondern auch in einigen Teilen faktenbasiert war , spielte aber keine Rolle für mich, denn ihre „Performance“ gerade als Modell bei meinen Workshops war ohne Fehl und Tadel.

Ausreichend ungeniert mit einem gleichzeitig formulierten künstlerischen Anspruch versetzte sie in die Lage, sich auf entsprechende Arbeitsweisen und Bildsprachen einzulassen. Und die Erfahrung aus Tanz und Posing über viele Jahre machten die Sessions mit ihr immer zum Feuerwerk aus der Gag-Kanone. Denn kaum eine kannte so soviele Flachwitze und anzügliche Sprüche wie sie. Bauchmuskeltraining und Zwerchfell-Workout waren garantiert.

Und so entstanden allerlei skurrile Momente und Bilder aus der Kategorie „definitiv anders als sonst“.

Denn völlig uneigennützig stand sie helfend zur Seite, als ich ihr von meiner Spiegelselfie-Serie berichtete. Ein praktischeres Stativ hatte ich seit dem nie wieder.

Kleine Anmerkung an der Stelle. Als Fotograf sollte man sich hüten, einfach ungefragt solche Dinge zu tun. Diese Bilder – bzw- das hier im Besonderen – sind das Ergebnis von individuellem Verständnis, Absprache und subjektiver Übereinkunft. Oder anders gesagt. Das Bild gibt es, weil sie es so wollte und wußte, dass ich der einzige bin, den sie für sowas „haben“ wollte. Ob sie dabei etwas anderes erwartete als Fotos, vermag ich nicht zu sagen. Und wird für immer und ewig ihr Geheimnis bleiben. Und das ist gut so.

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