Ganze Bildermagazin-Konzepte und Marketingstrategien basieren auf dem Umstand, dass nicht der Hund zum Knochen, sondern der Kochen zum Hund kommt. So hat sich ein Genre entwickelt, dass – versehen mit dem Hipster-Ritterchlag aus Berlin Friedrichshain – bis dahin mit Aufwand den Ruf der lasziven Schmuddelei erarbeitet hatte und – glaubte man den Gerüchten – lediglich dazu gedacht war, dass sich willige Menschen zum Vollzug des Geschlechtsaktes trafen. „Fotos machen“ als Vorwand.
Die Rede ist vom – und jetzt würgt es mich ob meiner Anglizismen-Aversion gerade – sogenannten „Home Shooting“. Hat man „früher“ einfach zuhause Bilder gemacht, war es die Inkarnation von Amateurhaftigkeit und Unseriösität, kam ein Fotograf auf die Idee, Fotos im natürlichen Habitat eines Modells anfertigen zu wollen. Nun ja., hieß man Helmut Newton oder Jim Rakete, dann, ja dann, war das natürlich etwas anderes. So war es nur ein Anlass für Modelle, aufs Heftigste empört zu sein.
Doch…..andere Zeiten, andere Sitten,…war es vor 10 bis 15 Jahren die ultimative Erkenntnis, dass es um Lichtjahre aufwendiger ist, ein Studio in ein alternatives Wohnzimmer umzubauen als einfach die Kamera einzupacken und bei der Dame zuhause – oder auch beim Fotografen – bei passender Vertrauensbasis – sich künstlerisch auszuprobieren.
Ähnlich wie dem Philosophiewandel in Sachen analoger Fotografie im Zusammenhang mit digitaler, war es auf einmal spießig angestaubt, in einem Fotostudio eine Session anzusetzen.
Nun musste es im Bad, im Schlafzimmer, in der Küche oder auf der fussballfeldgroßen Wohnlandschaft ohne Funktion sein. Modell verhält sich so, als wäre der Voyeur mit der Kamera gar nicht zugegen. Denn in die Richtung entwickelt sich das ganze. Weg vom choreografierten Bild, hin zur Alltagsreportage. „Legitimisiertes Spannertum“ mit Kamera, quasi. Mit dem Hauch der erotischen Betrachtung machte sich der Fotograf zum Erfüllungsgehilfen des weiblichen Exhibitionismus.
Und so wurde der Satz : „Aber bei mir ist gar nicht aufgeräumt!“ zum Garant für authentische Biotope, in denen sich Frau benehmen konnte, als sei zuhause.
Ach, Moment, das war sie ja. Was dann dazu führte, dass man zu 90 % eigentlich quatschte, sich Bilder anschaute, kochte, aß, gemeinsam Ideen sponn oder (ACHTUNG! Nachfolgendes kann Spuren von Ironie enthalten!) am Ende des Tages sich gegenseitig wild durchgevögelt hatte. Letzteres war das Klischee, dass diese Home-Shootings im Gepäck hatten.
Ja, das mit dem Vögeln stimmt, aber zu essen habe ich nie etwas bekommen. Unerhört eigentlich, wenn man mal so drüber nachdenkt.
Aber mal ohne Flax. Mich persönlich hat schon immer dieses Fachbegriffsgewichse, Name-Dropping und Pseudo-Professionelle Gequatsche angekotzt. Mir ist’s Wurst, ob ein Fotograf weiß, was „OOC“ bedeutet und es nervt, wenn mit diesen Begrifflichkeit überall rumgesaftet wird. Drückt euch doch einfach ganz normal aus. Und, nein, ich mutiere nicht zu dem Grantl-Opa, der sich gegen moderne Dinge – im Allgemeinen oder in der Sprache – wehrt. Aber es gibt einfach so etwas wie der Versuch, mit dem Gegenüber so zu kommunizieren, dass man verstanden wird . Und nicht , um dem Gegenüber eine Art der minderbemittelten Position zuzuschanzen, nur weil der- oder diejenige nicht weiss, was „OOC“ oder „BTC“ oder „LMAA“ bedeutet.
In diesem Sinne, zieht Euch nicht an Begrifflichkeit hoch, versucht nicht etwas zu sein, was nicht passt, sondern macht eine Sache, um die es geht. Gemeinsam mit jemandem, der Bock auf Eure Bildergeschichten hat. Sollte ja eigentlich reichen. Finde ich.
In diesem Sinne…