Ich brauche kein Kindermädchen…

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Das dachte ich. Bis ich auf Manuela traf. Die nicht nur Muse war. Sondern eben auch Erzieherin. Was das mit Fotos und der Musenknutscherei zu tun hat?

Lass es mich kurz erzählen.

So trug es sich zu, im Jahre des Herren, anno MMVII, dass zu Beginn der Winterzeit in den ehemaligen Sumpfauen von Brunsviga eine Versammlung von Foto-Schülern sich ein Stelldichein gab, um vom Meister des Lichtes, dem Zauberer des Schattens, persönlich ihre Lektion zu erhalten.

Mit anderen Worten, ich hatte einen Workshop angeboten, der – ausgebucht – schon mal doof beginnen sollte, denn 3 Tage vor Termin sagte das gebuchte Modell ab.

Ich könnte jetzt einen extra Handlungsstrang eröffnen, in dem ich erläutere mit welchen hahnebüchnen Aussagen, Modelle einem abzusagen versuchen. aber das ist vielleicht eine eigene Geschichte wert.

Wie dem auch sei, Samstag sollte Workshop sein. Modell futsch. Nun war es aber so, dass zu der Zeit der Ruf nach Braunschweig von vielen Modellen gerne erhört wurde. Und so kam es, dass eine junge Dame eh mal für ein Shooting in die Löwenstadt kommen wollte. Lediglich der Umstand, dass sie ausgerechnet am entlegensten östlichen Zipfel der Republik zuhause war, hielt sie davon ab. Da die Bahn auch vor 16 Jahren schon absurde Preise verlangte, und Dresden – Braunschweig nicht soooooo die Verkehrsachse war, war bis dahin die Idee besser als die Umsetzung.

Kurzerhand mal angefragt und mit dem Angebot des Jobs beim Workshop im Gepäck, sagte die Dame tatsächlich kurzerhand zu. Eine Übernachtung war schnell organisiert, das Ticket bezahlt und die Aussicht am Folgetag noch ein kleines Shooting „entre nous“ zu machen, waren Argumente, die das stundenlange Bahngezuckel für sie in den Hintergrund rücken liessen.

Juckelte nach dem Workshop mein ehemaliger Studiomitinsasse noch ein paar Dinge mit ihr durch, hatte ich das Glück, eine ausgeruhte, topmotivierte und SEHR gouvernantenmäßige Dame vor mir zu haben. Eine Bugwelle von Humorbefreitheit erstickte jeden zotigen Kommunikationsansatz. Irgendwelche lockeren Bemerkungen quittierte sie mit einem Blick, der klar machte, wer der Boss ist.

Sie betrieb den „Model-Laden“ für sich nur nebenbei, war aber alles andere als amateurhaft unterwegs. Ihre Präsenz in verschiedenen Printmagazinen hat sie Luft schnuppern lassen, die ihre Arbeitsweise als Modell, Fotografin und Visagistin bis heute prägte.

Schau doch mal auf ihrer Webseite : https://https://www.manuelahiller.de

„Der machste nix vor!“, mit dem Spruch übergab mir mein Studiomitinsasse die Dame. Sichtlich war ich in ihrem Scannerbereich. Was genau sie dabei abscannte, weiß ich bis heute nicht, aber vielleicht sollte ich sie einfach mal fragen?

Eins weiss ich aber auf jeden Fall. Diese Begegnung gehörte definitiv zu denen, die alles erfüllte, um in diesem Studio eine ein Art Blase zu schaffen, in der Zeit keine Rolle spielte. Und Kreativität und Inspiration den Raum füllten.

Und das begann schon damit, als die Verwandlung von Manuela zu Madleen erfolgte.

Kleine Anmerkung an der Stelle für diejenigen, die sich vielleicht abschätzig über die Entscheidung von Menschen äußern wollen. Die Entscheidung ein Pseudonym zu benutzen war und ist ausschließlich die der betreffenden Person. Manchmal ist es der Wunsch nach „Verkleidung“, manchmal eine Art gesellschaftliche Notwendigkeit, weil beispielsweise Arbeitgeber, Kollegen oder – wie in ihrem Falle – damals Eltern der Kinder, die sie in ihrem Beruf betreute, sich das Maul zerrißen, sollte ihr bürgerlicher Name mit den Fotos in Verbindung gebracht sein.

„Dann musse halt nicht die Titten auspacken, wennse das nicht verträgt!“ Derart äußert sich sicherlich die eine oder andere. Falsch! Man muss die Klappe halten, wenn man mit dem was andere für sich ganz persönlich entscheiden, nicht klar kommt. Und nicht umgekehrt. Neid – sei es ganz banal auf das Aussehen oder die Figur – oder, meist noch viel stärker, auf das mit solchen Fotos demonstrierte Selbstvertrauen und -bewusstsein, sind der Motor für echte Rufmordaktionen. Moderne Hexenjagd. Der Mob will Blut. Auch wenn jeder einzelne weiss, dass er völlig übers Ziel hinausscheißt.

Die „Ossis“ haben zwar öfter kein Problem mit der Nacktheit, aber gelästert und gehetzt wird dennoch ganz gerne. Und aus dem Grund, war damals Manuela eben in der Kunstfigur Madleen unterwegs. Warum heute dieses Pseudonym nicht mehr? Andere Zeiten, anderer Job, andere Lebensphase. Nach dem klassischen Clark-Kent-Phänomen funktionierte es damals. Ist die Brille auf, erkennt keiner mehr Super Man.

So – oder so ähnlich – war es bei ihr. Brille ab, Schminke drauf. Tadaaaaa!

Wenn ein Shooting über 4 Stunden dauert, bedeutet das bei eigentlich nur eins. Ich schaue nicht auf die Uhr. Was wiederum ein sicheres Indiz dafür ist, dass man sich einfach in den Flow begibt. Und der kennt keine Stunden und Minuten. Und es ist ein Zeichen dafür, dass extrem viel Kommunikation stattfand. Was es da alles zu quatschen gab? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Nur dass, die Zeit mit „meinem“ Modell mehr als nur „Ich knipse- du mach mal“ war.

Nach bereits 2 Minuten war das strenge Kindermädchen weg. Und die echte Manuela da. „Wenn die Chemie stimmt, sagt die Biologie, dass die Physik arbeiten soll.“. So ähnlich beschrieb es mal mein Professor in einer Evolutions-Vorlesung als wissenschaftliche Definition des Phänomens von Attraktivität.

Attraktivität hat im Grunde nur etwas mit Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu tun. Nicht mit körperlicher Anziehung. Beides kommt öfter mal zusammen vor, keine Frage. Aber man kann jemanden attraktiv finden, ohne den unmittelbaren Reflex der reproduktiven Interaktion zu verspüren. Und auch, wenn immer viele denken, der Fotograf kennt seine Modelle nicht nur von Fotos. Nein. Einfach Nein. Und auch wenn es keiner glaubt. Egal. Der Neid diesbezüglich sei demjenigen herzlich gegönnt.

Was die Dame so auszeichnete, war ihr unvoreingenommenes Bestreben in den Bildern zu sein. Sich auf den Fluss der Idee zu begeben und schauen, was sie mit den Gedankensplittern des Fotografen anfangen konnte.

Extrem gut in ihrem Körper zuhause, wusste sie, was mir als „Körperknipser“ wichtig war. Die langjährige Tanzerei sorgte bei mir für eine bisweilen schon ins akribische gehenden Pingeligkeit, die bei den Modellen die Spreu vom Weizen trennte.

Aktmodelle, die ihr erstes Shooting mit mir machten, waren nicht selten am nächsten Tag bewegungsunfähig ob des Muskelkaters, den das Posing provozierte. Das sorgte andernsorts dafür, dass Fotografen nach einem Shooting mit diesen Modellen fragten, ob sie denn oft mit mir zusammenarbeiten würden. Sowohl die Art des Posings als auch das sich minutiös in die Bilder begeben wurde zu einer Art Markenzeichen.

Da kommt es eben auch auf den Zeh an. Oder den kleinen Finger. Tote Hände sind beim Tanzen das, was wir „Chicken Wings “ nennen. Schlabbern rum und taugen allenfalls noch zum Grillen.

Da Manuela eine unglaubliche, im Alltag aber nicht offensichtliche Physis hat, konnte ich aus dem Vollen schöpfen. Das Spiel mit Licht und Schatten wurde mir quasi schon abverlangt und die große Anzahl von Bildern, die alle eine 10 von 10 sind, spricht für sich.

Mit anderen Worten. Wenn Du ein Kindermädchen brauchst. Gib ihm die Bühne, die es braucht. und dann sei gut. So gut wie sie.Danke nochmal.

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