Auf ein Wort, Genosse…

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Wo immer sich der Mensch unter seinesgleichen begibt, da menschelt es dann doch. Hochgepeitschte moralische Befindlichkeiten, gut gemeinte und dennoch schlecht gelebte Glaubenssätze und Verhaltensregeln. Schön und gut. Wäre da eben nicht der Faktor Mensch.

Shot by ab_blickfang 2022

Keiner ist dabei frei von Sünde. Deshalb fliegen Steine sowieso. Denn das Lügen ist eine höchst tiefst verwurzelte Verhaltensweise, die uns Primaten – dank der Evolution – ins genetische Familiensilber geprägt worden ist. Opportunismus war und ist die Überlebensstrategie derjenigen, die im Gefüge der scharfen Zähne, flinken Krallen und giftigen Hauer – mit nichts Nennenswertem ausgestattet – auf die Idee kamen, den Weg vom Baum in Savanne zu suchen. Da blieb nur der gepflegte kleinkriminelle Beschiss, gerne auch sich selber gegenüber.

„Ja!, ich bin der Größte!“, war sicher in jeder Entwicklungsstufe der Menschheit der am meisten ausgesprochene letzte Satz der Selbstüberschätzer. Von daher war es schon immer ganz sinnvoll die Position des Zweitgrößten innezuhaben. Aus rein überlebenstechnischer Sicht ja deutlich nachvollziehbar. Gerade, wenn vor der Horde, die großen Miezekatzen den großmäuligsten unter den Australopiticeen zum Palaeo-Frühstück als Hauptgang durchreichten.

Wirklich dazu gelernt hat der Mensch also seit mehreren Millionen Jahren dann wohl nicht, lässt man mal das Auge schweifen. Die Zwickmühle zwischen Beschiss und Selbstbeschiss ist augenscheinlich dabei die größte Herausforderung. Willst du bescheissen, musst du ein gutes Gedächtnis haben. Denn Du musst Dir ja merken, was du wem für welchen Nonsens aufgetischt hast. Je mehr Handlungsstränge, desto komplexer das Gespinst an Unwahrheit und Manipulation. Denn um die Betrugsebenen klein zu halten, musst Du immer wieder versuchen, deinen Mitmenschen in eine Welt der Scheinargumente zu manövrieren, solange bis sie selber davon überzeugt sind und somit für den Lügner selber lügen. Der wertfreie Ethologe brachte dabei mal die Theorie auf, dass nicht unbedingt der aufrechte Gang und die frei gewordenen Hände das Volumenwachstum des ohnehin schon nicht kleinen Hominidenhirnes förderten, sondern die komplexen Sozialstrukturen und die Notwendigkeit, sich merken zu müssen, wie man wo seinen Opportunismus platzieren kann.

Intuitiv würden sich viele dazu hinreißen lassen, dem zuzustimmen, dass sich der größte, radikalste und aggressivste brusttrommelnd an die Spitze bumst. Wäre da nicht die kleinen Lokis, die durch andere Verhaltensweise sich durch die Hierarchien putschten.

Du brauchst ein Beispiel? Gerne doch.

Die Meerkatze, ein etwa um die 50 cm großer Vertreter der Altweltaffen, hat neben seiner komplexen Rangordnungen in den gemischten Gruppen eine ziemliche clevere Kommunikationsstruktur. So benutzen die Tiere unterschiedliche „Worte“, um beispielsweise ihre Artgenossen vor verschiedenen Feinden zu warnen. Da ist der Ruf anders, nähert sich ein bestimmter Bodenfeind. Im Gegensatz zum Kreischen, zieht ein großer Greifvogel seine unmissverständlichen Kreise. Die Reaktion der Tiere ist aber immer die gleiche. Man nimmt Reißaus.

Nun sind dabei die an anderer Stelle rangordnungsschwächeren Gruppenmitglieder – geht es um den Zugang zu frischem Fallobst – etwas benachteiligt, weil sie meist kleiner und schwächer sind. Aber wir wissen ja, dass die Größe nicht den Erfolg verspricht, sondern die Technik. Deshalb belügen diese „Fußvolkmitglieder“ ihre Führungskaste damit, dass sie – sie wurden natürlich, weil der Boss zuerst die saftigen Beeren fressen will, als Späher auf echt unbeliebte und zu exponierte Plätze um das Buffet herum verdonnert – aus dem Nichts einfach den Warnruf für Schlangen hysterisch in die Runde kreischen. Sonst aufs Heftigste aufs Fressen bedacht, will aber keiner riskieren, als Füllung eines Pythons zu enden und keiner überprüft den Alarm.

Ergebnis dieser Aktion : Der kleine Fußabtreter der Gruppe kann sich in aller Ruhe den Wanst vollschlagen. Dann Entwarnung geben und sich gelassen wieder auf seinen Ausguck setzen. Und damit ihm auf Dauer keiner auf Schliche kommt, wechselt der Pinocchio den Alarmgrund. Heute die Schlange, morgen der Adler und übermorgen der Leopard. Und die breite Masse ist so mit sich und ihren eigenen Befindlichkeiten beschäftigt, sodass keiner hinterfragt, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Anlass und Situation geben könnte.

Wie gesagt, dazugelernt hat also die Menschheit weder im Kleinen, noch im Großen. Betrachtet man die prall gefüllten Geschichtsaufzeichnungen über all die Zeiten, in denen sich der Mensch die Mühe machte, genau ebendies auch noch in Form von Schrift zu fixieren.

„Ja! Ich bin der Größte!“ , steht da manchmal nicht direkt, aber viel zu oft dann indirekt.

„L´Ètat c´est moi!“- Nee, biste nicht. „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Ok., blöd, dass alle danach schrieen und den dann auch tatsächlich bekamen. Aber die Frage war wohl anders in Hinblick auf den Ausgang gemeint. „Veni, vidi, vici!“ Das sah Brutus ja irgendwie anders, wie wir wissen.

Die Liste ließe sich zwar nicht beliebig, aber lange fortsetzen. Fazit ist jedenfalls, dass Selbstüberschätzung, gepaart mit dem Moment des „dummen Zufalls“ der klassische Schuss ins eigene Knie ist. Denn fange ich erst einmal an, ab einem gewissen Punkt und Umfang der Lügengebilde, mich selber zu bescheissen und glaube gar den Mist, den ich dann von mir gebe, fliegt einem der Topf Scheisse irgendwann mit Ansage und großer Vehemenz um die eignen Ohren.

Moral ist ein hohes – wenn auch bisweilen abstraktes – Gut, welches die Unmoralischen gerne als Angriffspunkt für ihre Häme und Diffamie dem Moralischen gegenüber versuchen umzuprogrammieren.

Wem das alles zu verschwurbelt klingt, dem sei es mit der klaren Sprache der guten alten Zeit am besten vor die Stirn genagelt :


Wenn du Scheisse baust, dann hab verdammt nochmal die Eier, dazu zu stehen!

Versuche nicht, mit irgendwelchem Dummgesabbel von Dir und DEINEM Bockmist abzulenken. Denn, nein, Du hast nicht aus der „Krise“ bestärkt den Weg in ein neues Leben gefunden. Du hast einfach Scheisse gebaut. Lern daraus und hör auf, es Dir und anderen schön zu quatschen. Und wenn Du zu borniert oder gar zu dumm bist, dazuzulernen, dann halt wenigstens ganz banal die Klappe.

Verkneif es Dir, mit dem Ruf nach Schlangen, die anderen beiseite zu locken. Sei Manns genug, die Konsequenz des eignen Handels dann zu tragen. Und wagte es nicht, die moralischen Entscheidungen anderer in den Dreck zu ziehen, indem Du deren gute Entscheidungen als Schwäche transformieren willst.

Heul leise, geh besoffen aus der Taverne und hinterlass nur einen leeren Stuhl und keinen Haufen Mist!

P.S.: Nur nochmal als Nachwort. Wer mit wem vögelt und warum, geht niemanden etwas an, ausser die Personen, die dabei sind. Zu behaupten, jemand würde mit wem vögeln, obwohl es schlicht gelogen ist, erfüllt den Tatbestand des Üblen Nachrede und der Leumundschädigung nach Paragraph 186/187 StGB. Wir reden also nicht mehr von einem Kavaliersdelikt, sondern von einer Straftat.

Das nur nochmal einfach so, um es sich auf der Zunge zergehen zu lassen.

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